Hans Sommer (1837-1922)
     
 
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Hans Sommer (1837–1922)

Komponist und Mathematiker

Sommers Musik, deren romantischer Überschwang, ausgeprägte Charakteristik und technische Versiertheit beeindruckt, lässt in keinem Moment erkennen, dass er, wie der Generationsgenosse Alexander Borodin, eigentlich ein erfolgreicher Naturwissenschaftler gewesen ist. Anschließend an die 1865 erfolgte Erstaufführung einer einaktigen Oper am Braunschweiger Hoftheater und Aufführungen von Kammermusik und Liedern in Privataufführungen erfolgte 1876 die Veröffentlichung des op. 1, eines fünfteiligen Liederhefts, das bereits einen versierten Liedkomponisten von beachtlicher Reife erkennen lässt. In den frühen 1880er Jahren, nachdem er entschieden hatte, mit seinem akademischen Leben ganz zu brechen und die Technische Hochschule in Braunschweig zu verlassen, ließ er mit den Heften op. 2 bis op. 6 in schneller Folge weitere Liedersammlungen folgen, die mit deutlich größerer Aufmerksamkeit aufgenommen wurden. «Im Verlage von Henri Litolff in Braunschweig erschienen einige Liederhefte von Hans Sommer, die wohl geeignet sind, die Aufmerksamkeit der musikalischen Welt auf ein neues bedeutendes Talent zu lenken», urteilte 1885 der Schriftleiter der einflussreichen Allgemeinen Musik-Zeitung in Berlin, Otto Leßmann.


Richard Strauss (1889):
„An Novitäten sind hier [in Weimar] in Aussicht (…) die Trojaner von Berlioz u.
wahrscheinlich Lorelei von Hans Sommer, welche (…) musikalisch zu dem Besten
u. Interessantesten gehört, was heute in Deutschland geschrieben wird.“

Als Komponist von Orchesterliedern war Sommer ein Pionier. Als er sich um 1860 herum mit der Vertonung eines Heine-Gedichts für Tenor und Sinfonieorchester beschäftigte, gab es kaum Vorbilder. Berlioz hatte seinen sechsteiligen Zyklus «Les Nuits d’Été» bereits orchestriert und Wagner eines der Wesendonck-Lieder 1857 auch für Gesang und kleines Orchester gesetzt. Alle diese Lieder waren aber keine originären Orchesterlieder. Als Sommer 1884 seinen sechsteiligen Liedzyklus «Sapphos Gesänge» orchestrierte, gab es außer den genannten Liedern von Berlioz keinen Liedzyklus für Sologesang und Sinfonieorchester, den man hätte zum Vorbild nehmen können. Entsprechend dauerte es auch lange, bis der Zyklus erstmals komplett öffentlich erklang, nämlich bis zum Jahr 1903. Der Geschmack des Publikums musste sich erst noch ausbilden.

Sommers Rolle als Opernkomponist zwischen Richard Wagner und Richard Strauss ist in seiner Brückenfunktion noch nicht abschließend untersucht worden. Mit dem Einakter Saint Foix (UA 1894), seiner durchkomponierten «neue(n) Art Konversations-Oper tunlichst auf Wagner’scher Grundlage» war es der der musikforschenden Gesellschaft 1880 beigetretene Sommer, der in Weimar ohne Kenntnis von Verdis etwa gleichzeitig entstandenem Falstaff auf Basis gattungsgeschichtlicher Forschungen zumeist an der umfangreichen eigenen Bibliothek von Autographen, Manuskripten und frühen Musikdrucken die im persönlichen Umfeld Sommers von Eugen d’Albert (Die Abreise, UA 1898; Flauto solo, UA 1905), von Engelbert Humperdinck (Heirat wider Willen, UA 1905) und Richard Strauss (erstmals in Der Rosenkavalier, UA 1911) aufgegriffene Form der durchgehend im Parlando-Stil gehaltenen, durchsichtig instrumentierten historisierenden Gesellschaftskomödie in allen stilprägenden Parametern ausbildete.

 

 
     
     
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