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Im Spiegel zeitgenössischer Presse

Zusammengestellt und mit Anregungen versehen von Hans-Christoph Mauruschat, zitiert – wenn nicht anders vermerkt – nach Archivalien des Hans-Sommer-Archivs Berlin.

 

aus der ‘Deutschen Reichs-Zeitung’ vom 24. November 1865 über die Uraufführung von „Der Nachtwächter“ (unter dem Pseudonym E. T. Neckniz), am 22. November 1865 im Braunschweiger Hoftheater

„Es sind gerade hundert Jahre her, seit das Singspiel in Deutschland seine selbständige Bedeutung erlangte und Hiller mit seinen Compositionen das Publikum ergötzte, während die feine Gesellschaft sich an den italienischen Opern glaubte langweilen zu müssen. Beide Richtungen entwickelten sich dann weiter und wie in der opera seria auf Hasse und Graun Andere folgten, so hat auch Hiller bis auf unsere heutige Zeit seine Nachfolger gefunden (…). Was uns am Mittwoch als Erstlingsarbeit von E. T. Neckniz geboten wurde, gehörte seiner ursprünglichen Anlage nach in die echt deutsche Gattung des komischen Singspiels, und die Wahl des Körnerschen Textes ‘Der Nachtwächter’ mußte dem Componisten den Weg klar zeigen, den er zu gehen hatte.“ (Dr. Adolf Glaser, 1829–1915, Schriftsteller und Journalist, u. a. Redakteur der Kulturzeitschrift ‘Westermanns Monatshefte’)

aus einer Braunschweiger Zeitung des Jahres 1875

„Am Vormittage des 15. stattete Richard Wagner seinem Verehrer, dem Komponisten Hans Sommer, einen Besuch ab, mittags erschien dann auch vor Schraders Hotel das Hautboistenkorbs des 67. Infanterie-Regimentes, um dem Komponisten ein Ständchen zu bringen. Mit dem Nachmittagszuge verließen Richard und Cosima Wagner unsere Stadt, um sich nach Berlin zu begeben.“

aus der ‘Allgemeinen Musik-Zeitung’ vom 2. Januar 1885

„Im Verlage von Henri Litolff in Braunschweig erschienen einige Liederhefte von Hans Sommer, die wohl geeignet sind, die Aufmerksamkeit der musikalischen Welt auf ein neues bedeutendes Talent zu lenken. Die Texte sind zum Theil Dichtungen von Jul. Wolff, zum Theil solchen von Carmen Sylva entnommen, und zwar die Mädchenlieder, op. 3, dem ‘wilden Jäger’, die Rattenfängerlieder, op. 4, Heft 1–3, dem Rattenfänger und den Singuf-Liedern; Acht Lieder, op. 5, dem ‘Tannhäuser’ von Wolff, und endlich Sechs Gesänge, op. 6, der ‘Sappho’ von Carmen Sylva.
Der Componist ist mit Leib und Seele Wagnerianer, das merkt man von Seite zu Seite mehr. Nicht, dass er seine Gedanken von Wagner entlehnte, sondern in der Behandlung der Declamation, in der Art, die Dichtungen in Musik zu übersetzen, zeigt sich der Einfluss des Bayreuther Meisters. Dass die Lieder, in denen eine warm und leidenschaftlich empfindende Natur sich aussspricht, zum Theil die Liedform durchbrechen, sei nicht verschwiegen, ja, in den Sappholiedern, die ich musikalisch für die bedeutendsten halten möchte, ist die Liedform völlig abgestreift, frei, fast rhapsodisch, erklingen die tiefempfundenen Weisen. Die Lieder sind nicht leicht, sie erfordern musikalisch und ästhetisch gebildete Sänger und Klavierspieler, dürften aber von solchen als lohnende Aufgaben angesehen werden. Die ‘Sappho’-Gesänge hat der Componist, wie ich höre, auch instrumentiert; die sorgfältige Durcharbeitung und reiche Harmonik in den Begleitungen liess fast darauf schließen, dass er von vornherein auf orchestrale Wirkung abzielte.“ (Otto Leßmann, 1844–1918, Schüler von H. v. Bülow und Fr. Kiel, Eigentümer und Schriftleiter der Allgemeinen [deutschen] Musik-Zeitung seit 1881, auch zeitweise Mitglied im Vorstand des ADMV)

aus der ‘Allgemeinen Musik-Zeitung’ vom 11. Juni 1886 über die 23. Tonkünstlerversammlung des ADMV (3.–6. Juni 1886) unter der Leitung von Franz Liszt in Sondershausen

„Wirklich bedeutsam traten neben den ‘Schmerzen’ von Richard Wagner nur die Lieder von Hans Sommer hervor, (…) die ich ohne Bedenken neben die Gesänge Liszt’s und Wagner’s stelle. (…) Daß Carl Hill in Bezug auf die Verlebendigung der Lieder seines Schwiegersohnes Hans Sommer allen übrigen Solosängern um mehr als Haupteslänge überlegen war, wird nicht Wunder nehmen, wenn man die Vorzüge dieses intelligenten Künstlers zu schätzen weiß. Um die Begleitungen sämtlicher Solostücke machte sich Hr. Willy Rehberg aus Leipzig sehr verdient. (…) Einen überlegenen Rivalen hatte er allerdings in Eugen d’Albert, der die Begleitungen der Sommer’schen Lieder übernommen hatte und dieselben in ebenso glänzernder, wie fein musikalischer Weise zu Gehör brachte.“ (Otto Leßmann)

aus den ‘Münchner Neuesten Nachrichten’ vom 20. April 1888

„Die zweite Abtheilung brachte fünf Kompositionen von Hans Sommer. Gura hat das Verdienst, durch wiederholte Vorführung die Werke dieses erst in den letzten Jahren hervorgetretenen, hervorragenden lyrischen Tondichters weiteren Kreisen vermittelt zu haben. In dessen Schaffen treten in ganz besonders ausgeprägter Weise zwei Seiten hervor: ein bewußtes Erfassen des poetischen Vorwurfes, sowie das Streben nach bestimmtester, selbst vor keiner Härte zurückschreckender Charakteristik und eine damit scheinbar im Gegensatze stehende Vorliebe für die schlichte Einfachheit volksliedartiger Melodik.“ (Anm.: Gura = Eugen Gura, 1842–1906)

aus der ‘Neuen Musik-Zeitung’ XIII. Jh., Nr. 18, 1892

„Zu diesen besseren und besten deutschen Tonkünstlern der Gegenwart gehört Hans Sommer; seit Jahren ist sein Name in den Konzertsälen ein wohlbekannter; einige seiner Lieder kehren regelmäßig auf den Programmen wieder; (…)
Ueber hundert Lieder sind es, die, in billigen Heften zumeist im Litolffschen Verlage erschienen, der unermüdliche Komponist bisher geschaffen hat: anknüpfend an die durch Schubert, Mendelssohn und Schumann gegebene Tradition, sucht er zugleich die neue ‘Weise’ Wagners damit zu verknüpfen. So kommt es, daß in seinen ersten Werken seine lyrische Tonmuse noch ein Doppelantlitz trägt: neben dem Drange nach klarer Volkstümlichkeit das Streben, alle Geheimnisse des Textes so genau wie möglich wiedergeben zu wollen: daher kommt es, daß der Musikpart, bisweilen technisch nicht zu leicht, manchmal mehr sagt als die Singstimme, ja fast ohne dieselbe wie ein selbständiges Musikstück gespielt werden könnte. Neigt Sommer im allgemeinen zur charakteristischen Behandlung der Singstimme, so wird er dadurch stets vor allen banalen Phrasen behütet. Wie aber Wagners Reformen auch für das bescheidene Lied in fruchtbringender Weise angewandt werden können, hat gerade Sommer in seiner Textbehandlung gezeigt. (…)
Neu und im Gegensatz zu dem bisher Erschienenen, wenn auch die Keime darin schon vorliegen, ist das opus 6: Sapphos Gesänge aus Carmen Sylvas Dichtung. Hier ist das Wesen des Liedes durchbrochen, und man könnte die sechs Lieder am ehesten lyrisch-dramatische Tonbilder nennen; die Klavierbegleitung wird eine reiche, sie sucht, wie in Wagners späteren Opern, nicht zu ‘begleiten’, sondern mitzuhelfen; die Kunst der Motivverwendung ist eine glückliche. Neben: ‘Wozu soll ich reden?’ stellt sich als ebenwertig: ‘Hört mich, hört mich, ihr grausamen Götter’ – in letzterem werden an den Klavierspieler, dessen Part durchaus symphonisch empfunden und durchgeführt wird, nicht allzu leichte Ansprüche gestellt. (…) Die gleiche sorgfältige Klavierbehandlung wird der folgenden Nummer zu teil; hier wie auch in der Schlußnummer empfängt man den Eindruck orchestraler Wirkung.“ (Oskar Linke, 1854–1928)

aus dem ‘Musikalischen Wochenblatt’ vom 23. Juni 1892 über die Weimarer Erstaufführung (3. Juni 1892) der dreiaktigen Oper “Lorelei” op. 13 (UA am 11. April 1891, Hoftheater Braunschweig)

„Weimar.
Wie bereits kurz berichtet, ist Hans Sommer’s Oper ‘Lorelei’ unterm 3. Juni nun auch in Weimar erstmalig in Scene gegangen. Für Weimar war es sozusagen Pflicht- und Ehrensache, sich des interessanten und für die neuere Opernentwicklung immerhin bedeutsamen Werkes ohne Rücksicht auf den äußeren Erfolg anzunehmen; (…). Über der Aufführung waltete ein guter, überaus günstiger Stern, (…). Es war nicht mehr als billig, daß am Schlusse des ganzen auch Capellmeister Richard Strauss mit den Künstlern vor der Rampe erschien, (…).“ (Dr. Arthur Seidl, 1863–1928, Musikredakteur verschiedener Zeitungen z. B. der Münchner Neuesten Nachrichten, Schulfreund von Richard Strauss, der Seidl die sinfonische Dichtung ‘Till Eulenspiegel’ widmete, einer der Wortführer der Neudeutschen Schule, Dramaturg am Theater in Dessau von 1903–1928, zeitweise Vorsitzender des ADMV)

aus der ‘Österreichischen Musik- und Theaterzeitung’ vom August 1895 mit dem Titel Dr. Hans Sommer, (Biographisch-kritische Skizze)

„In der Geschichte des Liedes wird er für alle Zeiten einen Wendepunkt bilden, weil er Wagner’s Kunstprincip mit Bewusstsein und Methode auf die Lyrik übertrug.“ (Ernst Stier)

aus dem Einführungstext mit dem Titel ‘Moderne Liedkomponisten’ im Programmheft des Ersten Abonnement-Konzertes der Saison 1898/99 des Liszt-Vereins, Leipzig, am 1. Oktober 1898 in der Alberthalle, Leipzig

„Die Liedkomposition ist durch die künstlerische Erscheinung Richard Wagners entschieden in neue Bahnen gelenkt worden, die zwar nicht alle zum Heil führen werden, aber doch jedenfalls ein Gutes haben, nämlich dass sie dieser Kunstgattung durch Erweiterung der technischen Mittel sowohl wie des inneren Gehaltes ein bedeutend grösseres Gebiet eröffnen. (…) Fast noch vielseitiger (Anm.: als Felix von Weingartner) ist Hugo Wolf, der ohne Wahl Texte von Heine, Shakespeare, Byron komponiert, selbst vor Liedern aus Ipsens ‘Fest auf Solhaug’ nicht zurückschreckt, aber in all den genannten den rechten Ton ebenso zu finden weiss, wie in Goethes ‘Mit Mädchen sich vertragen’ oder Reinicks übermütigem ‘Reich den Pokal mir schäumenden Weines voll’. Während Jadassohn noch mit all seinem künstlerischem Empfinden in seiner Zeit wurzelt (…), schwärmt Hans Sommer für Wolffs Tannhäuser oder Carmen Sylvas ‘Sappho’ (op.3–6) (…). Die Wagnersche Orchesterpolyphonie hat natürlich auch auf die Begleitung nachhaltig eingewirkt, und nichts ist hierfür bezeichnender als der Umstand, dass Hans Sommer zu op. 6 die Begleitung thatsächlich instrumentiert hat (…); ja selbst die alte Form wird gesprengt und Hans Sommer hat bereits in op. 6 die Liedform völlig abgestreift unf giebt seinen Gedanken eine freie, rhapsodische Fassung.“ (Dr. Max Burkhardt, Schüler von C. Reinecke, als Wissenschaftler u. a. von H. Reimann, wurde 1895 mit einer Studie zum deutschen Kunstlied promoviert, schrieb für den Globus-Verlag einen Konzert-Führer [1910] sowie Einführungen in die Werke Brahms’ und Wagners)

aus der Wiener ‘Deutschen Zeitung’ vom 28. Dezember 1898 über einen Liederabend im Wiener Musikverein vom 7. Dezember 1898

„Es wurde eine Reihe Lieder und Balladen des hochbegabten, noch zu wenig bekannten, echt deutschen Componisten vorgetragen, der sich mit Hugo Wolf den Ruhm theilen kann, zuerst aus voller Ueberzeugung und mit großem Kunstgeschick Wagners dramatische Pricipien auf das oben genannte lyrische und epische Gebiet angewandt zu haben. Ging diesfalls Wolf in der Regel weit kühner, origineller, mit einer gewissen genialen Rücksichtslosigkeit vor, so gestaltet sich dafür der Eindruck bei Sommer häufig gesanglich natürlicher, musikalischer. (…) Es wäre wohl recht sehr zu wünschen, daß der Name des Weimarer Componisten von nun an in unseren Concertsälen häufiger erschiene als bisher, steht doch sein Träger in echt moderner, bewußt fortschrittlicher Behandlung des Kunstliedes mit den Besten der Zeit in einer Reihe.“ (Dr. Theodor Helm, 1843–1920, Univ.-Prof., führender Wiener Kritiker der Jahre von ca. 1866–1916, der sich besonders für Anton Bruckner einsetzte, auch u. a. Wiener Korrespondent des Musikalischen Wochenblatts, Leipzig)

aus dem ‘Bayerischem Kurier und Münchner Fremdenblatt’ vom 2. November 1894 über die Uraufführung des „Saint Foix“, op. 20, am 31. Oktober 1894 im Münchener Hoftheater

„Die Oper fiel wie noch keine mit Pauken und Trompeten durch. Wer nicht schlief die ein und eine halbe Stunde, ärgerte sich oder wählte den besten Theil und – ging. Zum Schlusse wurde gezischt, was natürlich nur dem Werke galt. War Herr Levi wirklich nur der Schalk oder hält er dieses Zeug wirklich für Musik, mit der man die Künstler quält, das Publikum ärgert und das Theater blamiert?“

aus dem ‘Leipziger Tageblatt’ vom 2. November 1894 zur Uraufführung des „Saint Foix“ in München

„Saint Foix. Ein heiteres Bühnenspiel in einem Aufzug von Hans Sommer. (…)
Sommer hat in seiner Partitur eine ungemeine Formgewandtheit, eine Fülle eleganter, für eine solch höfisch-komische Causerie durchaus passender Gedanken, eine frische, stellenweise kraftvoll-originelle Rhythmik und eine geradezu raffinirte Orchestrationstechnik gezeigt. Wie das überall schillert und glänzt, rieselt und plaudert! (…)
Und die Aufnahme des Bühnenspiels? War eine direct unwürdige. Kaum daß sich einige schwache Beifallsäußerungen zeigten, welche ein ostentativ feindseiliges Zischen hervorriefen!“

aus der Zeitschrift ‘Deutschland’ vom 11. November 1894

„Am 31. Oktober gelangte am Hoftheater zu München zum erstenmal ‘Saint Foix’ zur Aufführung und am 9. d. fand die Reprise des Werkes statt. Ganz wider Erwarten bereitete das Publikum und die Kritik der neuesten Schöpfung des hochbegabten geistreichen Tondichters der ‘Loreley’ und manchem feinempfundenen Liedes nicht die Aufnahme, die man hätte erwarten sollen. Der Komponist mag sich trösten; es ist so manches Werk schon vom Publikum abgelehnt, von der Kritik mißverstanden worden, und doch wohnte Unsterblichkeit in ihm. (…)
‘Saint Foix’ ist bekanntlich auch für das Weimarer Hoftheater angenommen. Wir sind nach alledem, was dem Werke in München zugestoßen ist, noch viel mehr als vorher auf daselbe gespannt. Es müßte mit seltsamen Dingen zugehen, wenn das Münchener, wer weiß durch welche Aeußerlichkeiten beeinflußte Urteil nicht hier und wahrscheinlich auch noch da und dort eine scharfe Korrektur erführe.“

aus der ‘Allgemeinen Musik-Zeitung’ vom 15. März 1895

„Saint Foix. Ein heiteres Bühnenspiel von Hans Sommer, op. 20. Dichtung von H. v. Wolzogen.
(…)
Wenn in dem obigen Titel des neuesten Sommer’schen Werkes der Ausdruck ‚Komische Oper’ offenbar mit derselben Absicht vermieden ist, wie der Tondichter seine Oper ‚Lorelei’ als ‘Bühnenspiel’ bezeichnet hat, so wird dieser Umstand das Werk nicht davor schützen, daß man es doch als ‘Komische Oper’ bezeichnet. Wollte Sommer aber damit andeuten, daß er mit den nach Mascagni’s unseliger ‘Cavalleria’ in’s Kraut geschossenen Nachahmungen nichts gemein haben will, sondern seine eigenen Wege wandelt, so können wir ihm wohl beistimmen. Die Oper dürfte wirklich unter den neuesten Vertretern ihrer Gattung ziemlich allein dastehen. E. Humperdinck’s wundervolles Märchenspiel ‘Hansel und Gretel’ bietet schon seines märchenhaften Kolorites wegen zu wenig Vergleichspunkte, während die musikalische Ausdrucksweise das Werk ganz auf die Seite R. Wagner’s weist. Auf dem Boden Wagnerscher Kunstprincipien steht auch zwar auch H. Sommer, aber er ist musikalisch selbständiger.
(…)
Aber leicht hat’s der Komponist den Betheiligten nicht gemacht. Der lyrischen Stellen, die durch sich selbst wirken, sind nicht allzuviele, und die Hauptmasse des Dialoges ist nur wie ein feines Gewebe über den Körper der Orchesterbegleitung geworfen, die dem Musiker zwar durch die dramatische Verarbeitung der Motive und den überraschenden Reichthum an harmonischen und kontrapunktischen Feinheiten eine Quelle besonderen Genusses ist, der Menge aber bei der Beweglichkeit und gewählten Sprache zunächst befremdlich sein wird. Daher kann wohl nur, wenn durchweg tüchtige Sänger die Träger der schwierigen musikalischen Partieen sind, die Oper einer allgemeinen Wirkung sicher sein. (…)
Worin übrigens der geringe Erfolg, mit welchem die Oper vor kurzem in München zum ersten Male aufgeführt wurde, seinen Grund gehabt, wagen wir nicht zu entscheiden. (…)
Aber nichts ist unberechenbarer als das Schicksal einer Oper. Oft scheitert sie an einem szenischen Effekt, an einem Fehler der Regie, und daß auch der St. Foix mit seiner in der Höhe getheilten Bühneneinrichtung selbst dem kundigsten Regisseur die gewagtesten Aufgaben stellt, soll nicht verschwiegen werden.“ (Dr. Hans Dütschke, 1848–1928)

aus der ‘Allgemeinen Musik-Zeitung’, Nr. 18, 1895, anlässlich der Weimarer Erstaufführung des “Saint Foix” am 28. April 1895

„Am hiesigen Hoftheater hat Hans Sommer’s feinkomische Oper ‘Saint Foix’ soeben einen durchschlagenden Erfolg errungen.“

aus der Zeischrift ‘Deutschland’ vom 5. Mai 1895 anlässlich der Weimarer Erstaufführung des „Saint Foix“

„Man wird sich erinnern, daß Sommers Einakter ‘Saint Foix’ vor nicht gar langer Zeit gelegentlich seiner Erstaufführung in München kalt abgelehnt wurde. Behaupteten damals schon einige wenige, sich dem Urteil des Gros gegenüber skeptisch verhaltene kritische Köpfe, jenes Fiasko sei auf Rechnung der gänzlich mißglückten Aufführung zu setzen, so fand diese Behauptung durch die glänzende Aufnahme bei besser gelungener Wiedergabe auf unserer Hofbühne am vorigen Sonntag und Montag ihre volle Bestätigung. Ja, ja, ‘wer hätt’s gedacht; was doch recht Wort und Vortrag macht!’ Zumal wenn es sich um ein Werk handelt, welches durchaus keine Alltagspopularität beansprucht, welches, wiewohl es die Bezeichnung heiteres Bühnenspiel trägt, als Kunstwerk ernst genommen und verstanden sein will! Sommers ‘Saint Foix’ ist in seiner Art ein Kabinettstück, (…).
Mit seinem neuesten Werke ist er in ein Gebiet gelangt, welches bisher noch nicht im Wagnerschen Sinne bebaut worden ist: im ‘Saint Foix’ liegt der wohlgeglückte Versuch der Ausgestaltung eines musikalischen Konversationslustspiels nach Wagnerschen Kunstprinzipien vor. Ein völlig neuer eigenartiger Stil ists also, um den es sich hier handelt, dessen Auffindung nur einem Meister wie Hans Sommer, einem Meister zuvörderst der kompositorischen Technik, gelingen konnte. Vergleichsmomente bietet das Werk vielleicht am ehesten mit Verdis ‘Falstaff’; auch hier herrscht größtenteils ein flotter Konversationston vor.“ (Anm.: Das Zitat „wer hätt’s gedacht; was doch recht Wort und Vortrag macht“ stammt aus dem III. Akt der “Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner.)

aus der ‘Neuen Musikalischen Presse’ vom 19. Mai 1895

„Weimar.
(…) In den letzten Tagen des Aprils führte man dort das Werk eines deutschen Tonmeisters zum ersten Male auf, für welches erst – gleichwie für Cornelius’ köstlichen ‘Barbier von Bagdad’ und so viele andere echte Meisterwerke – Bahn gebrochen werden musste, für welches von Seiten der Sänger, des Orchesters und deren Leiter erst der rechte Styl der Darstellung zu finden war, (…). Dass man es also in Hans Sommer’s einaktiger Oper ‘Saint Foix’ - dies das Werk, um das es sich handelt - mit einer wirklichen Neuerscheinung zu thun hat, geht aus dem Gesagten schon hervor. (…) Humperdinck gelangte (…) in das Gebiet des ‘Märchenspiels’, Wilhelm Kienzl schuf mit seinem ‘Evangelimann’ das musikalische ‘Volksspiel’, und Hans Sommer schenkte der Kunstwelt mit seinem ‘Saint Foix’ das erste musikalische Conversationslustspiel. (…) Sommer hat die Partitur zu ‘Saint Foix’ mit ganz besonderer Sorgfalt und mit Aufbietung eines scharfen, geklärten Kunstverstandes ausgearbeitet; das merkt man in jedem Tacte. Galt es aber doch auch, eine ganz neue, bisher noch nicht angewandte musikalisch-dramatische Schreibweise, in einem Beispiel zum ersten Male klar ausgeprägt, zu fixiren! Nur einer Meisterhand konnte es gelingen, diesen völlig neuen Styl gleich auf den ersten Wurf zu treffen und durch ein ganzes Werk hindurch consequent festzuhalten (…).“

aus der Amterdamer Zeitung ‘Het Nieuws van den Dag’ vom 9. März 1897 über eine Aufführung von Hans Sommers Einakter „Der Meermann“, op. 28 (UA am 19. April 1896, Hoftheater Weimar) in der Amsterdamer Oper

„Der Komponist ist Niemand unbekannt, seine Lieder sind unter den Sängern von Beruf, wie unter Dilettanten überall verbreitet. Von seinen dramatischen Werken hat man in der Zeitung gelesen.“ (Daniel de Lange, 1841–1918, Dirigent, Komponist, seit 1875 Musikredakteur von ‘Het Nieuws van den Dag’ und laut MGG(1)-Lexikon seinerzeit „der erste Musikkritiker an einer Tageszeitung in den Niederlanden“)

aus der ‘Braunschweigischen Landeszeitung’ vom 15. August 1901

„Hans Sommer. Brettl-Lieder, op. 34 Nr. 1–5. (…)
Unser Landsmann, einer der fruchtbarsten modernen Ton-Lyriker, hat in op. 34 dem Ueberbrettl wahrlich nicht den schlechtesten Beitrag geliefert. (…) Die Richtigkeit der Deklamation ist bei Hans Sommer, dem ‘konsequentesten Verfechter des Wagnerschen deklamatorischen Stils mit all seinem Drum und Dran in der Lyrik’ (Wilh. Mauke ‘Das neue Lied. Zur Aesthetik der modernen musikalischen Lyrik’. Minden. J. C. C. Bruns Verlag) selbstverständlich. (…) Die vielen Verehrer des Tondichters machen wir gern auf sein neuestes Werk aufmerksam.“ (Ernst Stier)

aus der ‘Weimarer Zeitung’ vom 1. März 1905 anlässlich der Weimarer Erstaufführung der vieraktigen Oper „Rübezahl“, op. 36 (UA 15. Mai 1904, Hoftheater Braunschweig)

„Hatte Berlin den berechtigten künstlerischen Mißerfolg des ‘Roland von Berlin’ sofort durch die Aufführung von Hans Sommers ‘Rübezahl’ unter Richard Strauss wieder gut gemacht, so wurde auch bei uns der Mißerfolg der letzten kleinen Opernneuheit durch die glückliche Wahl dieses eigenartigen und hochbedeutenden musikalischen Dramas mehr als ausgeglichen. (…)
Aber auch für alle Gemütsregungen, Liebe, Zorn, Haß und Zweifel, findet Sommer eigene Töne, und die grausige Totenmusik des letzten Aufzugs birgt eine Tonsprache, die selbst im Zeitalter eines Richard II, Mahler und Nicodé neu ist.“ (Aloys Obrist, Schüler von Franz Liszt, Musikwissenschaftler und Kapellmeister, von 1895 bis 1900 Hofkapellmeister in Stuttgart. Anm.: ‘Roland von Berlin’ von Ruggiero Leoncavallo, UA im Dezember 1904, Hofoper Berlin, war eine Auftragskomposition Wilhelm II.; Richard II = Richard Strauss; Nicodé = Jean Louis Nicodé [1853–1919].)

vom 15. April 1905, der Name der Zeitung konnte nicht ermittelt werden

„Da kam ein anderer Wagner-Jünger und zeigte in ein Gebiet, das sich ergiebiger erwies als die Welt des Märchens. Hans Sommer stellte seinen charmanten ‘St. Foix’ auf die Bühne und gab damit eine interessante, unbegreiflicherweise viel zu wenig beachtete Probe eines musikalischen Konversations-Lustspiels. Eugen d’Albert folgte ihm mit großem Glück; seine amüsante ‘Abreise’ bedeutet einen der bemerkenswertesten Opernerfolge der letzten Jahre.
Nun beschritt Humperdinck denselben Weg. Wie Sommer sucht auch er sich einen französischen Stoff hervor (…).“ (Wilhelm Klatte, Dirigent, Musikschriftsteller und Professor für Musiktheorie, Schüler u. a. von Richard Strauss, u. a. Mitglied des Vorstands der Genossenschaft Deutscher Tonsetzer und des ADMV)

aus der ‘Allgemeinen Musik-Zeitung’ vom 8. Juni 1906

„Hans Sommer, der sattelfeste Wagnerianer, ist den Modernsten schon lange nicht mehr modern genug; er gilt bei ihnen für abgetan, weil seine Lieder melodisch, harmonisch klar und klangschön sind, und ‘das ärgert unsere Jungen’.“

aus der Berliner Zeitung ‘Der Morgen’, Datum unbekannt [um 1908]

„Wie wär’s zum Beispiel mit dem ‘St. Foix’ von Hans Sommer? (Der Titelheld eine Glanzrolle etwa für Herrn Egenieff.) Eine szenisch, darstellerisch und musikalisch in allen Teilen befriedigende Aufführung hat das Werk bisher noch nicht gefunden; in der Komischen Oper dürften die Vorbedingungen dafür vorhanden sein, man würde mit diesem feinkomischen Kavalierstück, einem Erstling der modernen heiteren Konversationsoper, zugleich ein Werk gewinnen, das dem Namen des Hauses vortrefflich entspricht, besser jedenfalls als die meisten anderen Produkte, die seither auf der Bühne der Komischen Oper dargestellt wurden.“

aus den ‘Braunschweiger Neuesten Nachrichten’, Datum unbekannt, vermutlich Oktober 1908

„Als eine der nächsten Aufgaben der Braunschweiger Oper bezeichnete mir Richard Strauss bei seinem Hiersein die Erweckung und Erhaltung der Opernwerke seines Freundes Hans Sommer. Wir sollten mit unseren Premieren nicht so sehr in die Ferne schweifen, das Gute läge für uns so nahe. Auch gegenüber den leitenden Stellen unserer Oper hat sich Strauß für Hans Sommer eingesetzt und die Wiederaufführung des ‘St. Foix’ ist dabei erörtert worden.“

aus dem ‘Berliner Börsencourier’ vom 17. März 1912

„Aus Stuttgart wird uns (…) telegraphiert: Heinrich Zoellners zweiaktige Oper ‘Zigeuner’ hatte bei ihrer hiesigen Uraufführung unter Erich Bands musikalischer Leitung, wie erwähnt, sehr freundlichen Erfolg. Hans Sommers ‘Saint Foix’ fesselte durch seine Fülle musikalischer Reize und wurde nach trefflicher, von Max Schillings musikalisch geleiteter Aufführung mit stürmischem Beifall aufgenommen.“

aus der Frankfurter ‘Kleinen Presse’ vom 16. März 1912

„Max Schillings tat recht daran, das Werk, das vor mehr als 15 Jahren in München abgelehnt wurde, zu rehabilitieren. Es hat als komische Oper von besonderer Stilart sogar eine gewisse historische Bedeutung.“ (Oswald Kühn)

aus der ‘Neuen Musikzeitung’ vom 14. Juli 1918

„Frz. Schmidt und Schreker werden zum Teil stark beachtet, aber daß Hans Sommer so ganz in den Hintergrund getreten ist, beklage ich nicht allein.“ (Prof. Dr. Wilibald Nagel, Musiker und Musikwissenschaftler, von 1917–1921 Musikredakteur der Neuen Musikzeitung)

aus den ‘Braunschweiger Neuesten Nachrichten’ vom 20. Juli 1921

„Es darf daran erinnnert werden, daß Hans Sommer der erste Komponist gewesen ist, der Wagners Stil auf das Lied übertragen hat.“ (Carl Bloetz)

aus ‘Signale’ vom 15. Februar 1922

„Der Altmeister Hans Sommer ist noch immer wohlauf. Ihm hat es nun die Goethe-Lyrik angetan. Seit seinem 82. Jahre hat er über 20 Goethelieder komponiert. (…) Im übrigen scheint man auch im grossen Deutschland nicht mehr zu wissen, dass ein gewisser Hans Sommer neun Opern komponiert hat. Es ist tragisch, wenn ein guter Komponist totgeschwiegen wird, so lange er noch lebt.“

 
     
     
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